„Der Weg des Lebens
ist begrenzt,
die Erinnerung
jedoch unendlich.

Foto Stadtarchiv Karlsruhe

Carl Engler

Chemiker, * 5. Januar 1842 Weisweil/Lkr. Emmendingen, †7. Februar 1925 Karlsruhe, ev., ∞1877 Maria Magdalena Bader, 4 Kinder.

Carl Engler, Sohn eines Pfarrers, studierte nach dem Schulbesuch in Emmendingen und Freiburg 1859-1861 Chemie am Polytechnikum Karlsruhe bei Carl Weltzien. Ihn unterstützte er bei der Organisation des ersten internationalen Chemikerkongresses 1860 in Karlsruhe und blieb bis 1865 als Assistent am chemischen Laboratorium. 1864 erfolgte an der Universität Freiburg seine Promotion (das Polytechnikum verfügte noch nicht über Promotionsrecht) und Engler konnte dank eines Stipendiums Frankreich und Belgien zum Studium der chemischen Industrie bereisen. 1865 wechselte er als Assistent an die Universität Halle, habilitierte sich dort 1866 und wurde 1872 außerordentlicher Professor.

1876 nahm Engler die Berufung als ordentlicher Professor auf den Lehrstuhl chemische Technologie am Polytechnikum Karlsruhe an und übernahm 1887 den Lehrstuhl für Chemie und das zugehörige Institut. Während seiner 43-jährigen Forschertätigkeit in Karlsruhe profilierte sich Engler weltweit als Begründer der Erdölwissenschaft und -technik und unternahm zahlreiche Reisen in große Erdölfördergebiete. Als Gutachter förderte Engler die Entwicklung der chemischen Industrie und entwickelte analytische Methoden und Apparate (u. a. Engler-Viskosimeter) zur Feststellung der Wertigkeit von Erdöl und seiner Produkte. Er saß 1903-1925 im Aufsichtsrat der BASF, wo er auch das Haber-Bosch-Verfahren zur Ammoniaksynthese förderte (Fritz Haber). Internationale Beachtung gewann er zudem mit seinen Forschungen über Ozon und damit zusammenhängend der Autooxidation.

Bedeutend war sein Beitrag zur Entwicklung des Fachs Chemie an der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe. Er richtete das selbstständige Chemisch-Technische Laboratorium ein, erweiterte es erheblich und konnte schon 1882 mit dem Labor ein eigenes Gebäude beziehen. 1880 gründete Engler die Chemisch-Technische Prüfungs- und Versuchsanstalt und 1898 die Karlsruher Chemische Gesellschaft als Bindeglied zwischen Forschung und Industrie. Er initiierte 1900 die Einrichtung eines Lehrstuhls und Instituts für physikalische Chemie und Elektrochemie, ferner holte er Hans Bunte, Fritz Haber und Georg Bredig nach Karlsruhe. Engagiert förderte Engler zudem die völlige Gleichstellung von TH und Universität. Dreimal (1883/84, 1889/90, 1898/99) amtierte er als Rektor der TH. Darüber hinaus ließ er es sich nicht nehmen, in Karlsruhe als 1. Vorsitzender des Naturwissenschaftlichen Vereins (1896-1910) vor hunderten von Zuhörern naturwissenschaftliche Vorträge mit Experimenten zu halten.

Engler gehörte ab 1887 drei Jahre lang dem Reichstag für die Nationalliberale Partei an, 1890-1904 war er Abgeordneter der Ersten Kammer der Badischen Ständeversammlung. Vom Großherzog wurde er für seine Verdienste 1885 zum Hofrat und später zum Geheimen Hofrat ernannt. Hochschulen in Berlin, Darmstadt und München verliehen ihm den Dr. Ing. h. c., zudem war er Mitglied der Akademien von Berlin, Bukarest, Petersburg, Turin und Argentinien. Seinen Namen trägt das Engler-Bunte-Institut am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle verleiht die Carl-Engler–Medaille. Die Stadt Karlsruhe ehrte ihn mit der Benennung der Englerstraße (1912) und der Carl-Engler-Schule.

Stadtlexikon: Arthur Mehlstäubler/Manfred Koch 2014

Grablage: Hauptfriedhof: Parkmauer 249B