„Der Weg des Lebens
ist begrenzt,
die Erinnerung
jedoch unendlich.

Friedhof Grötzingen

„.. Heimat .. unser liebes Grötzingen“ (Friedrich Kallmorgen)

Friedhof Grötzingen

Vermutlich lag schon zum Bau der Grötzinger Kirche in der Zeit der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts hinter dessen Pfarrhaus der alte Friedhof. Die Geschichte des 1974 zur Stadt Karlsruhe eingemeindeten Dorfes ist allerdings bedeutend älter. Urkundlich wurde Grötzingen erstmals 991 als Besitz des linksrheinischen Klosters Weißenburg erwähnt. Zahlreiche Funde innerhalb des Ortes lassen allerdings den Schluss zu, dass eine frühe Besiedelung schon zuvor existierte. Ebenso könnten Grabstellen, die man auf der anderen Seite der Pfinz am Laubplatz entdeckte, auch auf einen früheren Friedhof verweisen. Vom alten Friedhof hinter der Kirche sind lediglich einige historische Grabplatten erhalten geblieben, da 1937 unter dem Einfluss der NSDAP das Areal für ein Aufmarschgelände eingeebnet wurde. Zusammen mit einem Kriegerdenkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges sollte es 1939 eingeweiht werden, was durch den Kriegsausbruch verhindert wurde.

Der heutige Friedhof, am Karl Jäck Weg, hingegen stammt aus dem Jahr 1924. Er wurde bereits 1916 geplant, konnte aber wegen des Krieges erst 1919 beschlossen werden. In der Verlängerung der breiten Auffahrt steht die 1928 eingeweihte Friedhofskapelle. Der oktogonale Bau wurde von den Karlsruher Architekten Pfeifer und Großmann in expressionistischer Manier mit Elementen des Jugendstils und des Neoklassizismus errichtet. Vor allem die expressive Farbigkeit, die bei der Restaurierung 1992/93 wieder zu Tage kam, des Rot und Weiß am Außenbau und dem zurückgenommen Blau mit Gold im Innern, verdeutlicht den Denkmalwürdigen Charakter des Gebäudes. Die Verwendung diverser Stilmittel des frühen 20. Jahrhunderts zeigt sich auf mehreren Bauten des Architektenpaares, wie z.B. auch am Gebäude der  zuvor fertig gestellten heutigen Deutschen Bank in der Karlsruher Kaiserstraße. Sowohl Arthur Pfeifer, dessen Familiengrab sich auf dem Mühlburger Friedhof befindet, als auch Hans Großmann waren Schüler Hermann Billings, einem Meister des Jugendstils, was nicht zuletzt an der Grötzinger Kapelle spürbar wird.

Vor der Kapelle befindet sich eine Pieta Karl Seckingers. Sie stellt ein Mahnmal für die Opfer der beiden Weltkriege mit der Sockelinschrift: “Die Toten mahnen – haltet Frieden“ dar. Die überlebensgroße Mutter Gottes, die der Künstler hierfür 1970 geschaffen hat, bildet mit ihrem toten Sohn eine sehr ruhige, in sich geschlossene Gruppe. Der Bildhauer Seckinger studierte in den 1920er Jahren an der hiesigen Akademie der Bildenden Künste, damals Landeskunstschule, bei Georg Schreyögg. In den 30er Jahren ließ er sich in Grötzingen als freier Maler nieder und lebte hier bis zu seinem Tod 1978. Sein Grab befindet sich in der ersten Reihe hinter der Kapelle. Auf den Feldern 8 und 14 des Friedhofes wird mit kleinen Sandsteinen ebenfalls der Gefallenen und Fliegeropfer der Kriege gedacht. Im Feld Nummer 10 existieren 2 Gräber russischer Soldaten, sowie eine Gedenkplatte der polnischen Opfer des Zweiten Weltkrieges.

Mit dem Beginn des Nationalsozialismus 1933 endete auch die Amtszeit des damaligen Grötzinger Bürgermeisters Karl Jäck, zu dessen Gedenken seit 1990 die Auffahrt zum Friedhof benannt wurde. Er stand in besonderer Beziehung zu dieser Anlage, ad sie unter seiner Amtszeit errichtet werden konnte. Die Grabstätte des 1945 verstorbenen befindet sich im Feld 6. Nach dem Zweiten Weltkrieg ab 1948 bis1966 hatte Emil Arheit dieses Amt inne. Ihm viel die schwere Aufgabe des Wiederaufbaus Grötzingens zu. Er wurde hier auf dem Friedhof im Feld 2 1970 beigesetzt.

Weiter bedeutende Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Kunst haben hier ihre letzte Ruhe gefunden. So z.B. der Teilhaber des Eisenwerks Fießler, Eugen Wollfarth, der sich im Besonderen für die katholische Gemeinde und deren Kirchenbau verdient gemacht hat. Die Grabstätte des 1939 verstorbenen Mannes befindet sich rechts des Eingangs im Feld 1. Genau an der gegenüberliegenden Seite, an der nord-östlichen Ecke des Friedhofes liegt die Gedenkstätte Friedrich Kallmorgens und Margarethe Hormuth-Kallmorgens. Das Künstlerpaar gehörte Ende des 19. Jahrhunderts zur Grötzinger Künstlerkolonie, bis der Professor der Akademie Karlsruhe 1902 an die Akademie nach Berlin berufen wurde.