Fritz Römhild
Tautropfe, Leuchtkugle, Katzepfödle, Sorgebrecher, Juckpulver, auch heute nach animieren diese Titelpostkarten großer Büchlein zum Lesen. In der Tradition des Bäckermeisters Christoph Vorholz, des Juristen Ludwig Eichrodt und des Verlegers Friedrich Gutsch eroberte sich ihr Autor Fritz Romeo mit seinen Versen in Karlsruher Mundart in den ersten drei Jahrzehnten des 20.Jahrhunderts die Herzen seiner Leserschaft. Indem er reimte wie den Karlsruhern der Schnabel gewachsen war, gewann sein Humor Volksnähe und seine Pointen ihre Würze. Romeo gibt sich als gemüthafter und doch unsentimentaler Naturliebhaber: „Ich seh die Rosso, wie se blüht, Ihr Duft isch mei Entzücke, Und duh net glei die Hagebutt Zum voraus schoner blicke.“ Und er ist ein schmunzelnder Chronist, dessen dichterischer Kosmos bevölkert ist mit den Karlsruher Originalen „der Merwer“ und seiner „Madleen“, dem „Karle Ochs“ und seinem „Rösle“, die er durch die Widrigkeiten des Alltags und die Klippen des Ehelebens führt, mit der „Dande von Durlach“ (der Erbtante) und der „Baas von Brette“ mit dem Hang zum Mondänen und zu Katastrophen. Man begegnet aber auch Lokalpolitikern, Unternehmern und Künstlern, deren Tun und Lassen er aufs Korn nimmt. Die zwanzig etwa 150 Seiten starken Büchlein bieten damit einen vergnüglichen und spottlustigen Blick ins Karlsruher Familienalbum.
Geboren wurde Romeo am 22.März 1857 als Fritz Römhild. Sein Vater war ein musikalisch und als Maler begabter Kaufmann, Karlsruher Stadtrat und Landesschützenmeister. Römhildt absolvierte das Karlsruher Realgymnasium, lernte bei seinem Vater Kaufmann und weilte zur weiteren Ausbildung1880 – 1882 in London und Paris. Zurück in Karlsruhe heiratete er 1882 eine Tochter der Bierbrauerfamilie Printz und gründete 1884 eine erfolgreiche Fournierfabrik an der Sophienstraße. Als er 1908 das Fabrikgelände am Gutenbergplatz für den Bau der Lessingschule abgab, konnte er sich als wohlhabender Privatier seinen musischen Interessen widmen. Römhildt, der 1902 als Präsident eine Karnevalsgesellschaft mitbegründet hat, schrieb auch lyrische Gedichte, von denen einige durch Felix Mottl und Margarete Schweikert vertont wurden. Sein Festspiel „Karlsruhe bei Nacht“ ließ er 1907 zugunsten der Pensionskasse des Hoftheaters aufführen und erlöste damit 11000 Mark, während des Ersten Weltkriegs veranstaltete er im Militärlazarett am Lidellplatz wöchentlich Konzerte. Nach dem Ersten Weltkrieg und Vermögenseinbußen durch die Inflation schrieb er bis zu seinem Tod als „Dogter Diftler“ eine sehr beliebte wöchentliche Kolumne im Karlsruher „Residenz-Anzeiger“. Romeo starb im Alter von 76 Jahren am 7.Dezember 1933. Bestattet wurde er auf dem Hauptfriedhof, 1960 wurde in der Südweststadt eine Straße ihm zu Ehren benannt.
Blick in die Geschichte: Manfred Koch
Grablage: Hauptfriedhof: Parkmauer 193A