„Der Weg des Lebens
ist begrenzt,
die Erinnerung
jedoch unendlich.

Foto: Simone Maria Dietz

Marie Curjel

Marie Curjel wurde am 16. Oktober 1872 in Karlsruhe als Tochter des jüdischen Kaufmanns Rudolf Herrmann und seiner aus Kreuznach stammenden Ehefrau Jenni geboren. Sie lebte mit ihren Eltern und Geschwistern am Friedrichsplatz 9 und besuchte die Karlsruher Mittelschule. 1891 lernte sie den jüdischen Architekten Robert Curjel kennen, der 3 Jahre zuvor zusammen mit seinem Studienfreund Karl Moser das Architekturbüro Curjel & Moser eröffnet hatte. Die beiden heirateten am 27. November 1891. Das Paar hatte zwei Kinder, die Tochter Gertrud und den Sohn Hans, und lebte zunächst in der Redtenbacherstraße 4. Mit der Taufe der beiden Kinder konvertierte auch das Ehepaar Curjel 1899 zum Protestantismus. Während der Bauzeit der Christuskirche, die durch das Büro ihres Mannes errichtet wurde, entstand auch das neue Heim in der Riefstahlstraße 4, das sie sich als Doppelhaus mit der Familie Moser teilten. Durch den Wegzug Karl Mosers und den wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Ersten Weltkrieges, zog sich Robert Curjel von der Arbeit zurück und lebte als Privatier, er starb überraschend bei einem Aufenthalt am Vierwaldstätter See am 18. August 1925. Obwohl ihre Kinder nicht in der Stadt geblieben waren, lebte Marie Curjel weiter in Karlsruhe, hatte aber immer regen Kontakt zu Gertrud und Hans. Als ihr Sohn aufgrund seiner Abstammung nicht mehr künstlerisch in Deutschland arbeiten konnte, zog er in die Schweiz. Nachdem 1938 dann die staatliche Ausplünderung von Juden erfolgt war unter der auch Marie Curjel zu leiden hatte, versuchte sie im April 1939 einen neuen Reisepass auch mit dem Hinweis auf ihre Konvertierung zu erhalten, um das Land verlassen zu können. Immer wieder verschob man ihr Ansinnen unter verschiedensten Gründen, letztlich wurde ihr in einem Strafverfahren sogar die Nichtangabe von Schmuckstücken in der Schweiz zur Last gelegt. Bei dessen Abschluss sprach man sie schuldig und verurteilte sie zur Zahlung von 500RM. Wohl ahnte Marie Curjel, dass dadurch keine Möglichkeit der Ausreise mehr zu ihrem Sohn in die Schweiz bestand und sie dem NS System ausgeliefert sein würde, daher wählte Marie Cujel am 27. April 1940 den Freitod.

InfoCenter Simone Maria Dietz M.A.

Grablage: Untere Terrasse 8