Wilhelm Strieder
Architekt, * 27. Januar 1848 Bretten, † 12. August 1913 Karlsruhe, ev., ∞ Frieda Gerber, mindestens 1 Sohn.
Wilhelm Strieder, Sohn eines Geometers, studierte 1867-1871 an der Polytechnischen Schule Karlsruhe bei Josef Durm, Leopold Heinrich, Heinrich Lang und Jakob Hochstetter Architektur. In die letzte Studienzeit fiel Strieders Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg als Einjährig-Freiwilliger beim 5. Badischen Infanterieregiment Nr. 113. Anschließend arbeitete er im Baubüro von Oberbaurat Heinrich Lang. Einer längeren Studienreise durch Italien folgte 1879-1883 die Anstellung als Lehrer an der Baugewerkeschule Karlsruhe. Seit 1879 war er außerdem als freier Architekt auch für die Stadt Karlsruhe tätig (Gartenschule 1882-1883, Erweiterungsbau des Städtischen Krankenhauses an der ehemaligen Schwanenstraße 1884/85). 1885 wurde er dann bis zu seiner gesundheitlich bedingten Pensionierung 1911 Leiter des Städtischen Hochbauamts.
In seiner 26-jährigen Tätigkeit als Stadtbaumeister entwarf Strieder etliche städtische Bauwerke, die zum großen Teil noch heute das Karlsruher Stadtbild prägen: Städtischer Schlacht- und Viehhof (1884-1887) und dessen Erweiterung um Dienstwohngebäude, Viehhof (1888) und Schlachthalle für Großvieh (1895/96); Erweiterung Uhlandschule (1886); Leopoldschule (1887/88); Karl-Wilhelm-Schule (1891/92, heute Heinrich-Meidinger-Schule); Friedrichschule (1893-1895, heute Helmholtz-Gymnasium); Gutenbergschule (1898-1900, 1905-1908); Nebeniusschule (1900-1903); Vogesenschule (1909); Lessing-Gymnasium (1909-1911, zusammen mit Friedrich Beichel); Südendschule (1911); einige Turnhallen, darunter die in der Kreuzstraße (1888), in der Waldhornstraße (1892) und in der Schützenstraße (1906); die Städtische Pfandleihe (1905/06, heute Stadtarchiv); Friedrichsbau des Ludwig-Wilhelm-Krankenhauses (1898); das neue Städtische Krankenhaus an der Moltkestraße (1903-1907), damals eine der modernsten Krankenhausanstalten in Deutschland; Schwimmhalle des Vierordtbads (1898/99); Direktionsgebäude, Werfthalle und Getreidespeicher am Rheinhafen (1899-1901, zusammen mit August Stürzenacker und Hermann Walder). Auch das Schwarzwaldhaus (1889, 1944 zerstört) am Fuß des Lauterbergs wurde von ihm geplant.
Strieder bevorzugte den Neorenaissancestil, der nach der Reichsgründung 1871 zum nationalen Stil avancierte und den seine Lehrer und das Gros der damaligen Architekten praktizierten. Allerdings bevorzugte er eine eher minimalistische, funktionale Formensprache.
Zur Erinnerung an den Stadtbaumeister wurde in der Oststadt 1920 die Striederstraße benannt.
Stadtarchiv Katja Förster 2014
Grablage. Hauptfriedhof: Mauer 2